La dolce vita

Samstag, 16. November 2024 19:30 Kultur-&Kongresshaus Aarau

Programm

Solist: Patrik Lüscher, Fagott

Leitung: Cristoforo Spagnuolo


Peter Mieg (1906 - 1990)

Les Amusements 
für Streichorchester instrumentiert von Cristoforo Spagnuolo


Le Point du Jour

La Zénobie

Le Gabriel

La Gabrielle

Cinquième acte: A Mad Tea-Party

Pantomime Générale


Nino Rota (1911- 1979)

Konzert für Fagott und Orchester

  I   Toccata. Allegretto vivace

 II    Recitativo. Lento

III   Tema e variazioni

            Tema. Andantino

            Variazione I. Valzer

            Variazione II. Polka. Molto allegro

            Variazione III. Siciliana. Larghetto

            Variazione IV. Scherzo. Mosso

            Variazione V. Sarabanda. Quasi adagio

            Variazione VI. Galop. Allegro vivo

 

Louise Farrenc (1804 - 1875)

Sinfonie Nr. 3 g-Moll op. 36 (1847)

1.  Adagio – Allegro

2.  Adagio cantabile

3.  Scherzo. Vivace

4.  Finale. Allegro

 

Vorverkauf: ab 4. Nov. 2024 in der Buchhandlung Orell Füssli Wirz Aarau, Details hier
Abendkasse: ab 18.45 Uhr

Eintrittspreise: Karten zu Fr. 20.- und Fr. 30.- und Fr. 40.-
Schüler und Studenten die Hälfte, OVA-Coupons gültig



Mit Unterstützung von: 

Peter Mieg Stiftung

Der Solist

Patrik Lüscher – Fagott

Patrik Lüscher ist 1965 in Bremgarten AG geboren. Nach der C-Matura studierte er Blockflöte bei M. Weilenmann am Konservatorium Zürich und erwarb das Lehrdiplom mit Auszeichnung. Danach folgten das Orchesterdiplom auf dem Fagott an der Musikakademie Basel bei J. Stavicek sowie das Konzertdiplom mit Auszeichnung an der Musikhochschule Zürich bei T. Sosnowski. 2016 ermöglichte ihm das Aargauer Kuratorium eine sech­s­monatige Blockflöten-Weiterbildung bei Ashley Solomon am Royal College of Music in London. 

Patrik Lüscher folgte für die Saison 2003/2004 dem Ruf des Pekinger Sinfonie Orchesters, um dort ein Jahr Solo-Fagott zu spielen. 

Er ist Solo-Fagottist des 21st Century Symphony Orchestra und Mitglied der Bläsersolisten Aargau. Zudem tritt er häufig mit Blockflöte und Fagott mit verschiedensten Forma­tionen als Solist auf. Patrik Lüscher unterrichtet an den Kantonsschulen Wohlen, Aarau Fagott und Blockflöte. Ausserdem hat er eine Stelle als Badminton-Dozent an der ETH Zürich inne.


Im Fagottkonzert von Nino Rota spielen als Zuzüger zusätzlich mit:

Am Piano: Carlos Rojas

An der Celesta: Gabriel Moser

Zum Programm

Peter Mieg Les Amusements

Peter Mieg war ein umfassend gebildeter und vielseitig begabter Homme de lettres, der sich als Komponist ebenso einen Namen gemacht hat wie als Publizist und Maler. 1939 erwarb er das paradiesische Haus «Sonnenberg» unterhalb des Schlosses Lenzburg, wo er bis zum Ende seines Lebens wohnte. Der kleine Klavierzyklus «Les Amusements» entstand 1976/77. Cristoforo Spagnuolo, damals Malschüler von Mieg, hat sie 2015 für Streichorchester arrangiert – ganz im Wissen, wie Miegs heiter-sinnliche Aquarellfarben auch auf der musikalischen Palette zu mischen sind.

«Tagesanbruch»: Mieg nannte ihn «die herrlichste Tageszeit» - bestimmt auch, um seine (eher der Nacht zugeneigten) Künstlerfreunde etwas zu ärgern...

Vier Titel sind barocken Cembalostücken entlehnt – die Mischung aus gezielter Schlichtheit und gewitzter Verschrobenheit scheint aber bisweilen Erik Satie näher zu stehen als François Couperin.

Der Titel des fünften Stücks weist auf Lewis Carrolls «Alice im Wunderland» – Mieg faszinierten auch «Nonsens, Verrücktheit, Irrsinn» stark.

Metrisch raffiniert, dünkt das von Mieg «Pantomime» betitelte Finale ein allgemeines Rätsel- und Versteckspiel. Die Schlusssteigerung verwandelt das spielerische Moll des Beginns in ein grimmiges: Schimmert hier der «dunkle Untergrund» des Heiteren durch, von dem Mieg spricht?

Nino Rota Fagottkonzert

Wer kennt sie nicht, die schwarzweisse Szene aus Federico Fellinis Film «La dolce vita»? Sie wird auf ewig mit dem Namen Anita Ekberg verknüpft bleiben – und mit den Klängen von Nino Rotas Musik. Zu etwa 150 Filmen hat Rota den Soundtrack geschrieben und wurde weltweit bekannt und berühmt. Dagegen ist sein klassisches Gesamtwerk kaum beachtet und wenig bekannt. Sein Fagottkonzert, 1977 uraufgeführt, erweist sich als schalkhaftes Werk, bei dem die kecke Akrobatik des Solinstruments immer wieder für ein Schmunzeln sorgt. Der erste Satz, Toccata, präsentiert nach klassischem Vorbild zwei Themen, die in verschiedenen Tonarten verarbeitet werden. Der zweite Satz, Recitativo, hat einen tiefsinnigen Charakter und zeigt einen ungewöhnliche Aufbau durch die Wiederholung einer kurzen Melodie, die wiederholt und ausgeziert wird. Auch der Finalsatz, Tema e variazioni,  hat eine eigenwillige Struktur. Passagen von heiterem und gelegentlich überschwänglichem Charakter wechseln sich mit anderen ab, die eher nachdenklich und melancholisch sind.

Louise Farrenc Sinfonie Nr. 3 

Es bleibt unerklärlich, warum eine Komponistin vom Range Louise Farrencs nach wie vor zu den Aussenseiterinnen des Musiklebens gehört. Geradlinig und unerschrocken ging sie zu Lebzeiten ihren Weg und wurde mit 38 zur ersten Klavierprofessorin in der Geschichte des Conservatoire de Paris ernannt. Dort kämpfte sie vehement  darum, dasselbe Gehalt wie ihre Kollegen zu bekommen – mit Erfolg! Mit drei Sinfonien und weiteren Orchesterwerken gelang Farrenc der Sprung in die ganz große Orchestergattung, und das hoch gelobt von ihren männlichen Zeitgenossen – in der Pariser Presse wurde sie mit grosser Wertschätzung unter «Komponist» und «Autor» geführt.

 Die Uraufführung ihrer dritten Sinfonie 1849 in Paris geriet zum Triumph. Die Intensität der Sinfonie ist von Anfang an spürbar. Nachdem die Oboe eine langsame Einleitung eröffnet hat, die von dunkler Melancholie geprägte ist, taucht das Orchester in ein wirbelndes Dreiermetrum ein, um das Hauptthema in den Unisono-Streichern kräftig darzustellen. Der erste Satz entwickelt sich temperamentvoll und steigert das Tempo im ausklingenden Teil mit einem abschließenden Energieschub noch weiter. Im Kontrast dazu beginnt der zweite Satz Adagio mit einer sanften, lyrischen Klarinettenmelodie, die von Hörnern, Fagott und Pauken untermalt wird. Dieser Satz ist ein einfaches und elegantes Zwischenspiel, das sich etappenweise aufbaut, aber insgesamt ruhig und gelassen bleibt. Der dritte Satz, das Scherzo, beginnt mit leisen Zehenspitzen in den Streichern, hat aber einen Vorwärtsdrang und eine Erregung, die ständig unter der Oberfläche brodelt und nur während des zentralen Holzbläsertrios pausiert. Die entschlossenen Streicher, die den letzten Satz einstimmig eröffnen, signalisieren eine Rückkehr zu einer dunkleren, kühnen Energie. Das Ensemble verfolgt die Drehungen und Wendungen der thematischen Entwicklung mit einem Elan, der dieser romantisch angehauchten Sinfonie würdig ist, und endet mit drei triumphalen Schlussakkorden.

 

C.S.